August Grisebach: Der Garten
- eine Geschichte seiner künstlerischen Gestaltung
Unter dem PDF-Symbol oder dem grünen Link sehen Sie hier die von Tobias Schlimme 2015 veröffentlichte
und auf der inhaltlichen Grundlage der Originalausgabe von 1910 überarbeitete PDF-Fassung von August Grisebachs
DER GARTEN - EINE GESCHICHTE SEINER KÜNSTLERISCHEN GESTALTUNG
© Tobias Schlimme, Herrenberg / Rottenburg am Neckar 2015
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Wie Grisebach „Der Garten“ schuf
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WIE GRISEBACH "DER GARTEN" SCHUF - Ansicht und Download als PDF
© Tobias Schlimme, Herrenberg / Rottenburg am Neckar 2015
Einführung
„Der Garten - Eine Geschichte seiner künstlerischen Gestaltung“ ist die 1910 in Leipzig von Klinkhardt & Biermann 1 veröffentlichte Habilitationsschrift des Kunsthistorikers August Grisebach (1881-1950), der mit ihr 1912 an der TH Karlsruhe 2 habilitierte - ein wunderbar inspiratives Werk, mit den besten Tipps zur Gartengestaltung aus vielen Jahrhunderten: Mit seinen Bildern historischer Gärten vermittelt es einen lebhaften Eindruck von den Ideen der Gartenkunst in verschiedenen Regionen, Epochen und sozialen Milieus.
Inhaltsverzeichnis
Epochale Einordnung und Grisebachs Idee vom Zeitgeist
Inhaltsangabe
Grisebachs Quellen
Biografische Einflüsse
Einfluss auf die Folgeliteratur
Regionalbezug: Grisebach im Ländle
Der Garten Online und die illustrierte Neuauflage
Einzelnachweise
Epochale Einordnung und Grisebachs Idee vom Zeitgeist
In der Perspektive auf den Gartenbau und Landschaftsbau zeigt sich Grisebach in seiner Habilitationsschrift ganz als ein Kind der Ideen seiner Zeit. Die Behauptung gegenüber der Natur gewinnt angesichts des Ausklingens der Romantik, den gesellschaftlichen Wirren im Europa des frühen 20. Jahrhunderts und der rasant an Fahrt aufnehmenden und den Alltag verändernden technischen und industriellen Entwicklung mit nie dagewesener Wirkkraft eine zwingende gesellschaftliche Bedeutung. Der Mensch der Moderne findet bis tief in seine künstlerische und metaphysische Empfindsamkeit zu einer neuen Strenge in der Formalität, die sich renaissanceartig, nach den revolutionären Umbrüchen und der, aus den Stürmen der Romantik hervorgehenden geistigen Orientierungslosigkeit, viel mehr in historischen Vorbildern neu zu finden und sich von den starken äußeren Strömungskräften zu tragen lassen sucht, als eine wirkliche innere Destination zur kühlen formalen Betrachtung einzubringen weiß, weil sein Herz doch berührt ist; von der Zwanglosigkeit und dem emotionalen Impuls, den die Romantik ihm entdeckt hat. Im Bewusstsein des Geistes seiner Zeit begibt sich Grisebach so in eine Definition des künstlerischen Gartenbaus, die in klarer Abgrenzung zu Natur und Landschaft steht:
3So interessant die Gartenrevolution im 18. Jahrhundert vom Standpunkt der Geistesgeschichte ist, künstlerisch betrachtet bedeutet sie einen Verfall. Zu allen Zeiten, in denen die Architektur in Blüte stand, war das Prinzip des formalen Gartens etwas Selbstverständliches.
Von jeher stand der Garten in strengem Gegensatz zur Landschaft. Dieser Gegensatz dokumentierte sich in einer festen Einfriedigung gegenüber dem durch einen Grenzstein genügend markierten Acker. Bedeutet doch im Altnordischen „Gart" zunächst nichts anderes als Zaun, Gitter und begreift dann allmählich das mit ein, was eingezäunt ist: das geht so weit, daß oft die ganze Wohnstätte mit „Garten“ bezeichnet wird.
Die Grenze nach draußen bedeutet für den Garten ebensoviel wie für das Haus: jenseits der Mauern das freie Land, das sich wohl unter Spaten und Pflug ändert, aber doch in seiner wesentlichen Erscheinung unabhängig sich überlassen bleibt. Drinnen etwas völlig Anderes, der regellosen Landschaft bewußt Entgegengesetztes: ein reguläres Grundstück, disponiert nicht nach einem Vorbild in der Natur, sondern nach einem Plan, der auf den praktischen Bedürfnissen und dem Wohlbehagen des Menschen beruht.
Sich ein Gärtlein gezäunt haben, ist in der mittelhochdeutschen Dichtung der bildliche Ausdruck für ein gesichertes Einverständnis in der Liebe.
Durch die Form, in der der Mensch seinen Garten gestaltet, legt er — naiver und sinnfälliger vielleicht als anderswo in der Kunst — Zeugnis ab für sein künstlerisches Selbstgefühl gegenüber der Natur, das letzten Endes doch aus einer tiefen Liebe zu ihr entspringt.3
Im 5. Kapitel von „Der Garten“ läßt er schließlich selbst den Garten Eden zum Streitfall zwischen der Idee des Romantischen Gartens und dem formal angelegten Lustgarten werden.
Inhaltsangabe
Als historische Formen des Gartens finden in Grisebachs Habilitation die Folgenden Erwähnung 4:
• Der sowohl von gartenbaulichem Nutzen, als auch von einer strengen landschaftsbaulichen Stilisierung geprägte Lust- und Wurzgarten im Mittelalter, darunter die Blumenwiese, der Baumgarten, sowie der Würz- und Blumengarten werden unter Berücksichtigung der Beet-Disposition, Beetgestaltung und Art der Bepflanzung (ohne genauere Angabe der Pflanzenarten), auch mit Sträuchern und Bäumen, betrachtet.
• Der Lustgarten der Renaissance in der Ebene wird unter den Gesichtspunkten der Lage zum Haus, der Komposition, der Bepflanzung mit Bäumen und der Bebauung mit spezifischen Landschaftsbau-Elementen der Renaissance, wie dem Parterre und dem Terrassenumgang beschrieben.
• Auf den Lustgarten des Barock wird im Hinblick auf seine architektonischen Ideen und Stile eingegangen. An wichtigen architektonischen Mitteln des Landschaftsgärtners im Barock setzt sich Grisebachs Habilitationsschrift mit der Einheit von Haus und Garten, der zusammenschließenden Gliederung des Gartens, der erweiterten, sowie der gemalten Perspektive und der Grenze zwischen Land und Garten auseinander. Als Repräsentanten des barocken Garten- und Landschaftsbaus wird gesondert auf Stilrichtungen des Terrassengartens und der einheitlichen Terrassenkomposition, die Französische Geländegliederung und die Gärten der Ebene eingegangen.
• Den Klostergarten, Englische Collegegarten und Furttenbachs Schulgarten behandelt Grisebach als gesonderte Typen des Garten- und Landschaftsbaus in einem eigenen Kapitel. Daneben kommen hier der Botanische Garten, der Nutzgarten in Form von Obst- und Gemüsegärten, der Blumengarten im 17. Jahrhundert, die Orangerie, der Giardino secreto und die öffentlichen mittelalterlichen Gärten zur Sprache. Außerdem liegt ein Schwerpunkt der von Grisebach untersuchten Gartentypen auf verschiedenen Formen des Hausgartens im Wandel der Jahrhunderte, wie dem Gartenhof, dem Peristyl, dem Dachgarten, dem Garten am städtischen Wohnhaus, dem Garten vor dem Tor der Stadt und dem Hausgarten auf terrassiertem Gelände.
Besondere Aufmerksamkeit erhalten, über die ganze Schrift verteilt, die garten- und landschaftsbaulichen Elemente 5 Terrasse, Wasser, Mauer, Pavillon und Treppe, aber auch dem Wasserspiel, dem Obstbaum und der Pergola vergisst Grisebach nicht, allerdings weniger ausführlich, sein Augenmerk zu schenken. Auf die verschiedenen Pflanzenarten und die Bepflanzung der beschriebenen Gärten geht Grisebach mit ganz wenigen Ausnahmen bewusst nicht ein: „Eine Aufzählung der Blumen und Pflanzen zu geben, [...] liegt nicht im Plan dieses Buches.“ 6
Außerdem behandelt Grisebach im 4. Kapitel gesondert die Entwicklung einzelner Gartenteile seit der Renaissance, darunter 7 das Parterre-Ornament, das aufgelöste Parterre und das Parterre unter der Herrschaft des allgemeinen Ornaments, darunter das Parterre a l’anglais, das Parterre a compartiment, die Broderie und Knoten und deren ideellen Hintergründe. Grisebach vertieft dabei die landschaftsbaulichen Mittel des Wassers anhand von Kaskade, Wassermusik, Fontäne, Bassin, Vexierwasser und Kanal. Auch die Allee, den Laubgang, die gestalterische Formung von geschnittenen Strauch- und Baumfiguren, dem Boskettraum und der Hecke sowie die, für die Renaissance typischen Landschaftsbauten wie das Labyrinth und die Insel werden dabei nicht vergessen.
Als Ideen der barocken Architektur und Landschaftsbebauung des Gartens werden speziell Gartenfassaden, Grotten, Loggiendekoration und Gartensäle unter die Lupe genommen und über den gebäude- und landschaftsarchitektonischen Bereich hinaus auch ins rein Dekorative gehende Vasen und Skulpturen. 8
Einen letzten Schwerpunkt setzt Grisebach im 5. Kapitel: „Die Gartenrevolution im 18. Jahrhundert“ auf die Entwicklung der romantischen Idee von Gartenbau. Die Vorboten der Revolution werden beschrieben, die Gartenbaukunst in den gesellschaftlichen Zusammenhang gestellt, die Erlahmung der architektonischen Gestaltungskraft aus einem neuen Naturgefühl in der Kunst wird thematisiert, der Zusammenhang zwischen Malerei und dem Landschaftsgartenbau wird vertieft und der Garten als Ausdruck philosophisch-poetischer Ideen analysiert, bis schließlich die jüngsten Typen des Landschaftsgartens im von Grisebach so benannten „Übergangsstil“ in einer neuen Ausrichtung auf das „Natürliche und Große“ in einen neuen stilistischen Rahmen gesetzt werden. Im Übergangsstil des gestalterischen Gartenbaus hebt Grisebach auch den Garten nach chinesischem Geschmack hervor. 9 Dabei stellt er den westlichen Gestaltungsanspruch im Gartenbau auch auf der metaphysischen Ebene der Ideen dem, mit den japanischen Zen-Gärten seelenverwandten chinesischen Einflüssen gegenüber, die in der Form des chinesischen Garten- und Landschaftsbaus zweifellos eine Verbindung in der gestalterischen Motivation zum Gartenbau, als auch den landschaftsbaulichen Mitteln eingehen.
Grisebachs Quellen
Grisebach bezieht sich in seiner Recherche über die Geschichte der Gartenkunst auf 10
Werke der Kunstgeschichte, wie mittelalterliche Verse und Gedichte, z.B. aus dem „Leben der seligen Liutgart von Wittichen“ (1291-1348), Gartengemälde verschiedener Epochen, oder „Das Dekameron“ von Giovanni Boccaccio (1313-1375),
Kunsthistoriker und Chroniker wie Joseph Furttenbach: „Architectura recreationis“ (1640), Christian Cay Lorenz Hirschfeld (1742-1792): „Theorie der Gartenkunst“ oder Blomfield: The formal garden in England (1901), Kaufmann: Gartenbau im Mittelalter (1892),
sowie teilweise oder weitgehend im Ursprungszustand erhalten gebliebene historische Gärten oder Bilder dieser Gärten, wie z.B. des Stuttgarter Schlossgartens.
10.1Die Arbeit stützt sich in der Hauptsache auf bildliche Darstellungen der Gärten aus der Zeit ihrer Entstehung, insonderheit Kupferstiche des 16.-18. Jahrhunderts, sowie auf die Vorschriften und Urteile gleichzeitiger Theoretiker, reisender Architekten und Gartenfreunde Die schönste öffentliche Sammlung bildlichen und literarischen Materials besitzt die Bibliothek des Königlichen Kunstgewerbemuseums in Berlin, nach deren Vorlagen der größte Teil der Abbildungen dieses Buches hergestellt wurde. Als unmittelbares Anschauungsmaterial, das den Stichen und Notizen erst eigentlich zum Leben verhalf, gesellten sich hierzu noch wirklich existierende Denkmäler alter Gartenkunst, die sich auch in Deutschland in ziemlich großer Zahl erhalten haben.10.1
Biografische Einflüsse
Welchen Einfluss hatten sein Großvater, der Botaniker August Grisebach (1814-1879), sein Vater, der Architekt Hans Grisebach (1848-1914) und sein Onkel, der Diplomat, Schriftsteller, Literaturwissenschaftler Eduard Grisebach (1845-1906) auf Grisebachs Publikation? Diese alten Grisebacher Herren bergen, im Licht ihrer eigenen beruflichen Orientierung, ganz augenscheinlich eine biografische Prägung in August Grisebachs Motivation, architektonische, botanische, gartenbauliche und literaturwisssenschaftliche Elemente in seiner Habilitationsschrift gestalterisch zu verbinden.
Einfluss auf die Folgeliteratur
„Der Garten – Eine Geschichte seiner künstlerischen Gestaltung“ wird selbst in der aktuellsten Literatur zum Thema Gartenbau und Landschatsbau zitiert - z.B. von Andrea Klein in „Jede Kommunikation ist wie Kunst: die Sprache des Gartens“ (2003) 11 oder von Stefan Schweizer in „Die Erfindung der Gartenkunst“ (2012) 12, 13 hat in der Kunsthistorik relativ zu anderen Werken aber wenig Anklang gefunden.
Regionalbezug: Grisebach im Ländle
Das 1959 entstandene Gemälde „Am Neckar“ von Erich Heckel (1883-1970) zeigt motivisch nicht die Stadt Rottenburg am Neckar, sondern das klassische Tübinger Postkartenbild mit Blick von der Neckarbrücke auf den Hölderlinturm und die ihn umgebende bunte Häuserfront am Neckarufer gegenüber der Platanenallee. Es wurde am 28. November 2009 in der Villa Grisebach an die Siemens-Kunststiftung versteigert und von dieser als Dauerleihgabe an die Stadt Tübingen vergeben, wo es im Kornhaus ausgestellt ist. Das Schwäbische Tagblatt Tübingen und der Reutlinger Generalanzeiger berichteten.
Schon 1920 lithografierte der gebürtige Radolfzeller Erich Heckel sein Bild „Tübingen”, das ebenso wenig die Rottenburger, als die Tübinger Neckarfront zeigt und im Besitz des Brücke-Museums in Berlin ist.
Vom (Baden-)Württembergischen Landesamt für Denkmalpflege mit Dienststelle in Tübingen sind Briefe an August und seine Frau, die Kunsthistorikerin, Galeristin und Schriftstellerin Hanna Grisebach, geb. Blumenthal (1899-1988) im Bestand der Universitätsbibliothek Heidelberg zu finden. Einen weiteren Brief aus Tübingen erhält August Grisebach 1947 von dem Historiker, Bibliothekar und Philologen Axel von Harnack, der ebenfalls in der Heidelberger Bibliothek aufbewahrt wird und mit Harnacks Habilitation im selben Jahr an der Universität Tübingen im Zusammenhang steht. Im selben Jahr veröffentlichte Axel von Harnack auch seine Erinnerungen an den Entnazifizierungsprozess gegen seinen Cousin, den Widerstandkämpfer gegen das nationalsozialistische Regime, Arvid Harnack, der zu Spionagezwecken der NSDAP beigetreten war. Die Entnazifizierungsakten Axel von Harnacks sind online im Staatsarchiv Sigmaringen einzusehen. Statt im Tübingen nahe gelegenen Rottenburg am Neckar ist der Familienname Harnack heute aber eher gebräuchlich in Rottenburg an der Laaber.
Seit dem Jahr 2000 arbeitet Susanne Schmid bei der Grisebach GmbH, welche in der Villa Grisebach Gemälde und andere Bilder versteigert. Sie wurde in Reutlingen geboren und absolvierte ihr Studium in Kunstgeschichte, Romanistik und Archäolgie unter anderem in Tübingen.
Ulrich Wehner schreibt in „Pädagogik im Kontext von Existenzphilosophie…“ in der Fußnote Nr. 107 über August Grisebachs Vetter Eberhard Grisebach (1880-1945) der mit Gartenbau und Landschaftsbau ebenso wenig am Hut hatte wie mit den Städten Rottenburg und Herrenberg, sondern ganz der Philosophie verschrieben war: 14Zwar teilt Grisebach mit Heidegger die Kritik am Idealismus, doch legt er diesem zur Last, er würde die Logik der idealistischen Systeme durch eine „ontologische Romantik“ (Vgl. Grisebach, 1928 S. 10), das „Apriori“ durch ein „Existenzial“ und letztlich die Wissenschaft durch einen Mythos zu ersetzen. Heideggers mit der Phänomenologie („Das was sich zeigt, so wie es sich zeigt, von ihm selbst her sehen zu lassen.“ Heidegger, Sein und Zeit, §7) angestrebte Wende vom Erkennen des „Vorgestellten“ zum „Vernehmen“ (Vgl. dazu v.a. Heidegger, M.: Was heißt denken? Vorlesung Wintersemester 1951 /52. 4. durchgesehene Aufl., Tübingen 1984, S. 3 ff. ) läßt Grisebach nicht gelten. (Vgl. z.B. Grisebach, 1928, S. 109, 188; 529.) Die Kritik am Identitätsdenken, die ontologische Prinzipien gleichermaßen wie logische trifft, macht für Grisebach offenbar auch Heideggers grundlegende Unterscheidung (Vgl. Heidegger: Sein und Zeit, §9) von Existenzialien (=Seinscharaktere des Daseins) und Kategorien (=Seinsbestimmungen des nicht daseinsmäßigen Seienden) hinfällig. Auf ein mögliches, aus der Unterscheidung der Ontologie und der Fundamentalontologie resultierendes Gegenargument, das Heideggers Philosophie das Sein des Seienden im Begriff gerade nicht zum Stillstand bringe, sondern das Sein und seine Bestimmungen „verzeitige“ ist Grisebach m. W. nicht eingegangen. Überdies ist bis heute umstritten, ob man Heidegger gerecht wird, wenn man ihn ethisch rezipiert.14
Beim Tübinger Bildungszentrum und Archiv zur Frauengeschichte Baden-Württembergs (BAF e.V.) ist das von August Grisebach Juniors Tochter Manon Maren-Grisebach (später: Manon Andreas-Grisebach) mitverfasste und 1984 erschienene Buch „Frauen Zukünfte: Ganzheitliche feministische Ansätze, Erfahrungen und Lebenskonzepte“ erhältlich.
Von Manon Maren-Grisebach ist in Tübingen 1985 außerdem „Methoden der Literaturwissenschaft“ im Francke-Verlag erschienen.
In der Ausgabe vom Donnerstag, den 27. August 2009 lässt die Stadtbibliothek Herrenberg im Herrenberger Amtsblatt den Leser eine Idee vom Inhalt des Buches „Unerhört nah – Erinnerungen an Hilde Domin“ bekommen: 15Weggefährten erinnern an die Dichterin Hilde Domin – und erzählen mit Humor von kleinen Eitelkeiten und überfüllten Postkarten. Auf gut 200 Seiten schildern die Autoren – vom Schriftsteller Michael Buselmaier über die frühere Bundesvorsitzende der Grünen Manon Andreas-Grisebach, bis zum CDU-Politiker Bernhard Vogel – ihre höchst persönlichen aber auch überaus charakteristischen Erlebnisse mit der Dichterin – auf Reisen, am Telefon oder zu Hause in ihrem „Schlösschen“ am Heidelberger Graimbergweg. Die Leser erfahren dabei viel über das nicht immer leichte, aber auch sehr aktive und erfüllte Leben der „deutschen Dichterin jüdischer Herkunft“, über deren kleinere und größere Eitelkeiten, die Egozentrik und das Geltungsbedürfnis einer berühmten Dame.15
"Der Garten" Online
- Unser Tipp: Die bebilderte Neuauflage
Mit der Neuauflage von „Der Garten“ hat Tobias Schlimme eine übersichtliche und modern zu navigierende PDF-Version geschaffen, die Grisebachs Originalwerk inhaltlich vollständig und verweissicher im Format der ursprünglichen Kapitel- Seitenzahl- und Fußnotengliederung wiedergibt. Zur vereinfachten und anschaulicheren Lesbarkeit illustrieren die zahlreichen (und ursprünglich nur im Anhang zu findenden) historischen Abbildungen nun jedoch den laufenden Text und ermöglichen so die direkte Verbindung von gelesenem Wort und dem Blick auf Grisebachs Sammlung an Zeitdokumenten aus der Geschichte des künstlerischen Gartenbaus. Der Leser kommt gar nicht umhin, sich direkt in die Rolle des unmittelbaren Zeitzeugen hineinversetzt zu finden, in die sich einst auch der deutsche Kunsthistorikers und Autor der Originalausgabe begab.
Tobias Schlimme: August Grisebach, Der Garten - Eine Geschichte seiner künstlerischen Gestaltung. Illustrierte Neuausgabe. Von Tobias Schlimme auf der inhaltlichen Grundlage der Originalausgabe von 1910 überarbeitete PDF-Fassung. Herrenberg / Rottenburg am Neckar 2015
[22.08.2024]
- Online in historischen Werken blättern
Bayerische Staatsbibliothek: Grisebach, August: Der Garten
[16.08.2024]
- Historisches Originalwerk als PDF
Archive.org: Der Garten; eine Geschichte seiner künstlerischen Gestaltung (Grisebach, August, 1881)
[16.08.2024]
Einzelnachweise
1 # Biodiversity Heritage Library: Der Garten
[16.08.2024]
2 # Karlsruher Institut für Technologie: Grisebach, August
[16.08.2024]
3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10 # August Grisebach: Der Garten - Eine Geschichte seiner künstlerischen Gestaltung. Illustrierte Neuausgabe. Von Tobias Schlimme auf der inhaltlichen Grundlage der Originalausgabe von 1910 überarbeitete PDF-Fassung. Herrenberg / Rottenburg am Neckar 2015.
[22.08.2024]
10.1 # Forgottenbooks.com: Grisebach, August. Der Garten: Eine Geschichte Seiner Künstlerischen Gestaltung. 1910. Reprint. London: Forgotten Books, 2013. Print.
11 # Andrea Klein: Jede Kommunikation ist wie Kunst: die Sprache des Gartens (2003)
[16.08.2024]
12 # Stefan Schweizer: Die Erfindung der Gartenkunst. Gattungsautonomie - Diskursgeschichte - Kunstwerkanspruch (= Kunstwissenschaftliche Studien; Bd. 172), Berlin: Deutscher Kunstverlag 2013, ISBN 978-3-422-07140-7
13 # Anna Ananieva, Institut für Kunstgeschichte, Johannes Gutenberg-Universität, Mainz / Institut für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde, Eberhard Karls Universität Tübingen: Rezension von: Stefan Schweizer: Die Erfindung der Gartenkunst. Gattungsautonomie - Diskursgeschichte - Kunstwerkanspruch, Berlin: Deutscher Kunstverlag 2013, in: sehepunkte 14 (2014), Nr. 12 vom 15.12.2014
[16.08.2024]
14 # Ulrich Wehner: Pädagogik im Kontext von Existenzphilosophie. Eine systematische Untersuchung im Anschluss an Eberhard Grisebach, Otto Friedrich Bollnow und Theodor Ballauff. Dissertation. Würzburg 2002
[16.08.2024]
15 # Amtsblatt Herrenberg vom 27.08.2009